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Rezension des Buches „Die Entrückung“ von Tim LaHaye

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„Die Entrückung“, Tim LaHaye, CV Dillenburg 2004

Der Autor, insbesondere durch seine Bestseller-Reihe „Finale“ bekannt, präsentiert in diesem Buch die Lehre der so genannten Vorentrückung, d.h. dass die Entrückung der Gläubigen vor der angeblich noch zukünftigen „siebenjährigen Trübsalszeit für Israel“ stattfinde. Wenn man eine solche außerbiblische Lehre vertritt, die aus dem theologischen System des Dispensationalismus stammt, wäre zu erwarten, dass der Autor sich auch mit den Argumenten Andersdenkender auseinandergesetzt hat. Ein Blick in die Quellenangaben zeigt jedoch, dass in dem Buch ausschließlich dispensationalistische Autoren zitiert werden. Auch in der Bibliografie wird nur sehr wenig nicht-dispensationalistische Literatur von weniger bekannten Autoren genannt. Die einschlägigen und wichtigen Werke von bibeltreuen nicht-dispensationalistischen Autoren fehlen völlig. Dazu fallen mir nur zwei mögliche Erklärungen ein: Entweder verschweigt LaHaye bewusst die Existenz solcher Literatur, um seine Leser nicht auf diese Fährte zu führen, oder er hat sich gar nicht damit auseinandergesetzt. Beide Möglichkeiten lassen an der Seriosität des Autoren zweifeln. Im Gegensatz zu sachlich und exegetisch arbeitenden Theologen hat ein populärer Autor von christlicher Science-Fiction-Unterhaltungsliteratur es vielleicht nicht nötig, herkömmliche und verbreitete Gegenpositionen zu prüfen und darauf einzugehen.

Auch LaHayes Argumentationsweise lässt Zweifel an seiner exegetischen Redlichkeit aufkommen. So setzt LaHaye umstrittene Annahmen einfach als gegebene Tatsachen voraus: Die Lehre der Vorentrückung basiert auf der Annahme, dass die 70. Jahrwoche Daniels (Dan 9) noch zukünftig und identisch mit den in Offb. 6-19 geschilderten Ereignissen sei. Diese Annahme basiert auf dem dispensationalistischen Zwei-Völker-Dualismus, der besagt, dass das ethnische Israel und die neutestamentliche Gemeinde zwei strikt zu trennende Völker Gottes seien. Die Grundannahme, dass es eine künftige 7-jährige Drangsalszeit mit dem ethnischen Israel als Handlungszentrum Gottes gibt, setzt LaHaye einfach voraus, ohne sie zu diskutieren. Als einzig denkbare Gegenposition zur Vorentrückung präsentiert er andere Zeitpunkte der Entrückung in Bezug auf die angebliche Trübsalszeit (Nach- und Zwischenentrückung). Dass diese Theorie einer noch künftigen 70. Jahrwoche Daniels und damit „Trübsalszeit für Israel“ aber erst im 19. Jahrhundert populär wurde, hingegen seit alters eine ganz andere, beim Bibeltext bleibende Auslegung von Daniel 9 bekannt ist, diskutiert LaHaye gar nicht. Auf Seite 98 behauptet er einfach: „Gemäß der Prophetie in Daniel 9,24-27 sind immer noch sieben prophetische Jahre für die Juden als Nation nicht erfüllt“, ohne durch eine auch nur annähernd gründliche Exegese zu dieser Behauptung gelangt zu sein. Bedeutende Gegenstandpunkte wie die des Amillenialismus, Postmillenialismus und des historischen Prämillenialismus und die Sichtweisen der präteristischen, idealistischen und historisierenden Auslegung der Offenbarung werden dem Leser vorenthalten und so der Eindruck erweckt, LaHayes futuristische Ansichten seien nicht nur die einzig denkbaren, sondern die von ihm genannten Standpunkte seien die einzig existenten.
Den Israel-Gemeinde-Dualismus führt LaHaye übrigens am Ende des Buches selbst ad absurdum. Auf S. 202 führt er die strikte Trennung zwischen Israel und Gemeinde als einen Schlüssel der Bibelauslegung an und begründet dies u.a. mit „verschiedenen Grundlagen“, auf denen Israel und die Gemeinde gebaut seien. „Israel wurde nicht auf dem vollendeten Werk Christi am Kreuz begründet“. Wenn also der dispensationalistischen Theorie zufolge Gott künftig wieder mit dem ethnischen Israel handelt und ausstehende Prophezeiungen über Israel erfüllt, dann nicht auf der Grundlage von Golgatha? Das wäre ein absurder Schritt zurück in alttestamentliche Zustände, wovor z.B. der Hebräerbrief ausdrücklich warnt. Und wenn es doch auf Grundlage von Golgatha geschähe, dann wäre es LaHayes dispensationalistischer Definition zufolge nicht mehr das nationale alttestamentliche Israel, sondern eine unzulässige Mischform.

Auch ansonsten verbreitet das Buch eher Parolen statt Exegese und versucht dem Leser durch ständige Wiederholung von als Tatsachen formulierten Behauptungen die Lehre von LaHaye einzubläuen. LaHayes Argumente für die Vorentrückung bieten eine ganze Sammlung von Beispielen, wie man falsch an die Bibel herangeht – einer falschen Hermeneutik. So schließt er z.B. aus der Beobachtung, dass in Offb 4-19 das Wort „Gemeinde“ nicht mehr vorkommt, dass die Gemeinde dann auch nicht mehr auf der Erde sei. Mit derselben „Auslegungsmethode“ kann man jedoch auch belegen, dass die Gemeinde nicht im Himmel sein wird. Denn das Wort Gemeinde kommt auch in Offb 20,1 – 22,15 nicht mehr vor. Und auch Israel müsste demzufolge nach seiner letzten Erwähnung in Offb 7,4 entrückt werden. Hier zeigt sich, welcher Mangel an gesunder Textauslegung und einer grundlegend biblischen Hermeneutik heute besteht. Geglaubt wird anscheinend, was bekannte Autoren mit überzeugender Rhetorik und dazu passenden Schaubildern vermitteln, anstatt den Glauben schlicht und einfach auf die Ergebnisse gesunder fortlaufender Bibelauslegung zu begründen und zu beschränken.

LaHaye berührt mit seinen Aussagen nicht nur die Zukunftslehre, sondern auch die Lehre über Gottes Wesen und über das Evangelium. Auf S. 75 behauptet er, dass Gott „sein Versprechen hält, die Gemeinde aus der Welt heraus zu entrücken, bevor sie [in die Trübsal kommt]“. Doch wo hat Gott dies versprochen? Anscheinend bezieht sich LaHaye auf Offb 3,10, was er drei Seiten zuvor zitiert hat. Dort hat der Herr Jesus allerdings der damaligen Gemeinde von Philadelphia verheißen, sie „zu bewahren in/aus der Stunde der Versuchung, die über den ganzen Erdkreis kommen wird“. Hat Gott etwa die damaligen Gläubigen aus Philadelphia – die in eine Verfolgungszeit lebten – entrückt? Oder hat er das, was er ihnen versprochen hat, nicht gehalten? Und selbst wenn wir einfach annehmen (ohne es aus dem Text belegen zu können), dass diese Verheißung nicht nur den damaligen Christen, sondern in gewisser Weise allen Christen aller Zeiten gilt, dann muss sie doch denen aus Philadelphia damals und all den vielen bereits verstorbenen Christen vor unserer Zeit ebenfalls gegolten haben. Der Ausdruck „bewahren in bzw. aus“ in Offb 3,10 bedeutet auch keineswegs unbedingt das Herausnehmen aus einer Situation. Derselbe Ausdruck (griechisch tereso ek) kommt auch in Joh 17,15 vor, wo von dem „Bewahren vor dem Bösen“ die Rede ist, und zwar ohne dass Gott die Gläubigen „aus der Welt wegnimmt“. LaHaye legt hier also Gott eine Verheißung in den Mund, die er so überhaupt nicht gegeben hat. Wenn LaHaye Unrecht hat, werden seine Leser später meinen, Gott habe seine Verheißungen nicht gehalten. Oder sie werden den Antichristen nicht erkennen, weil sie ja vor dessen Kommen entrückt zu werden glauben.
Dann verbindet LaHaye diese angebliche Verheißung auch noch mit Gottes Treue, Liebe und Erbarmen (ebenfalls S. 75): „…. Gott hält sein Wort! Und er ist ein Gott der Liebe und des Erbarmens für die, die ihn annehmen.“ Was soll das nun heißen? Wenn Christen durch Leid gehen müssen – durch Krankheit oder durch Verfolgung (vgl. Apg 14,22; 2Tim 3,12 u.v.a.) – ist Gott dann nicht mehr ein Gott der Liebe und des Erbarmens? Oder haben solche leidenden Christen ihn etwa nicht richtig „angenommen“? Wird hier nicht eine ziemlich verdrehte Theologie LaHayes deutlich?
Auch LaHayes Einstellung zum Evangelium scheint fragwürdig. Auf S. 76-77 behauptet er: „Ein Hauptziel der Trübsal ist es, den Milliarden zu dieser Zeit lebenden Menschen sieben Jahre lang die Möglichkeit zu einer Entscheidung [für Christus oder für den Antichristen] zu geben.“ Das biblische Evangelium kennt aber keinen Ausweg nach dem Motto: „Warte ab – wenn die Entrückung geschehen ist und du siehst, das alles stimmt, kannst du dich immer noch für Christus entscheiden.“

Als Gipfel der Unseriosität in diesem Buch habe ich den Anhang B empfunden, in dem LaHaye seine „zwei Schlüssel zum Verständnis der Prophetie“ darlegt. Unter der Überschrift „Verbalinspiration“ und Ausführungen zu 2Tim 3,16 („Alle Schrift ist von Gott eingegeben …“) und 1Mo 3,1 („Sollte Gott etwa gesagt haben …“) versucht LaHaye zu suggerieren, eine nicht an allen Stellen wörtliche Auslegung der Bibel sei gleichzusetzen mit dem Leugnen der Verbalinspiration. Das ist ein Schlag ins Gesicht unzähliger bibeltreuer Ausleger, die aus guten Gründen nicht bei allen biblischen Prophezeiungen von einer buchstäblichen Erfüllung ausgehen. Nehmen wir nur die Prophezeiung, die Gott wenige Verse nach dem von LaHaye zitierten 1Mo 3,1 gab, nämlich in 1Mo 3,15: „Er [der Nachkomme Evas] wird dir [der Schlange] den Kopf zermalmen, und du, du wirst ihm die Ferse zermalmen.“ Leugnet man etwa die Verbalinspiration, wenn man glaubt, dass Jesus nicht einer buchstäblichen Schlange den buchstäblichen Kopf zertreten hat/wird usw.? LaHaye schreibt: „Ich bezweifle, dass jemand zu einem a- […] oder postmillenialistischen Standpunkt finden kann, wenn er die Bibel einfach wörtlich nimmt“ (S. 196). Das mag sein, aber die Frage ist, ob prophetische Aussagen aus apokalyptischen Bibelpassagen wirklich immer wortwörtlich zu verstehen sind. Ich hoffe nicht, denn sonst wäre ich die Ewigkeit lang eine Säule (Offb 3,12). Es ist sicher eine wichtige Frage, wann prophetische Aussagen wörtlich gemeint sind und wann nicht. Doch ganz sicher sind sie nicht immer wörtlich gemeint. Paulus deutete Jesajas Jerusalem-Prophezeiung auf das „Jerusalem droben“ (Gal 4,26-27), Jakobus sah in Amos’ „Wiederaufrichtung der Hütte Davids“ die Zeit der Gemeinde und Heidenmission (Apg 15,16ff); Stephanus belehrte die halsstarrigen Schriftgelehrte, dass Gottes Gegenwart nicht in buchstäblichen Tempeln zu erwarten sei (Apg 7,48-51) u.v.m.
Will LaHaye denn wirklich alle prophetischen Aussagen konsequent buchstäblich verstehen? Offenbar ja, alles andere kommt für ihn ja dem Leugnen der Verbalinspiration gleich. Auf S. 198-199 zitiert er in voller Länge Offb 19,11 – 20,6 und behauptet dann: „Wenn jemand beginnt den Text zu vergeistlichen oder zu allegorisieren, dann ist er hoffnungslos zu Verwirrung und Irrtum verurteilt.“ Offenbar versteht er auch das Schwert aus dem Mund Jesu (19,15) und den Schlüssel und die Kette in der Hand des Engels (20,1) wortwörtlich. Oder bis zu welchem willkürlichen Punkt ist für ihn ein „Vergeistlichen“ erlaubt? Hier drängt sich auch die Frage auf: Wenn LaHaye so sehr auf den buchstäblichen Literalsinn des Textes pocht, wie kommt er dann dazu, aus Offb 3,10 (siehe oben) eine Verheißung der Vorentrückung zu machen und dies als Eckpfeiler seiner Lehre zu verwenden? Kann es also nicht viel mehr sein, dass jemand mit LaHayes haarsträubender Hermeneutik „hoffnungslos zu Verwirrung und Irrtum verurteilt“ ist?

LaHaye versteht es auch, geschickt zu suggerieren. Anstatt andere Sichtweisen fair darzustellen, behauptet er schlichtweg auf S. 196: „Amillenialismus und Postmillenialismus erfordern, dass dem Text der Heiligen Schrift ein Glaubenssystem übergestülpt wird, damit man zu gewissen Schlüssen über die endzeitlichen Ereignisse gelangen kann.“ Bei diesen Standpunkten hätte „die theologische Voraussetzung eine höhere Autorität“ erlangt „als die Bibel selbst“ (S. 197). Meint LaHaye vielleicht, er als populärer Romanautor könne solche Verurteilungen einfach ex cathedra aussprechen und deshalb seien sie gültig? Schließlich treffen diese Vorwürfe vielmehr auf LaHayes Dispensationalismus zu, der ein theologisches System ist, dem alle biblischen Aussagen – insbesondere nicht dazu passende neutestamentliche – unterworfen werden müssen.
Auf S. 197 gibt er ein fiktives Gespräch über das Buch der Offenbarung wieder: „ ‚Und was bedeutet das alles?’ ‚Ganz einfach, Jesus siegt!’“ Anschließend behauptet er kühn: „Das fasst, kurz gesagt, die prämillenialistische Sicht für Millionen Menschen zusammen.“ Er stellt es so dar, als ob allein seine Sicht einen letztendlichen Sieg Christ in der Offenbarung erkennt. Das ist eine unfaire Verleumdung anderer Sichtweisen, die gerade den Sieg Christi als Schwerpunkt der Offenbarung betonen. Tatsächlich beschreibt LaHaye hier einen Standpunkt, den er eigentlich scharf verurteilt: die so genannte idealistische Sichtweise, die nämlich das Buch der Offenbarung gerade nicht konsequent buchstäblich versteht, sondern den Sieg Christi als Hauptbotschaft unterstreicht.

LaHayes Argumentation ist inkonsequent und widersprüchlich, unseriös und unfair. Es ist ein Buch, dem es von vorn bis hinten an gesunder Schriftauslegung und Seriosität fehlt. Besonders verwunderlich finde ich, dass das Buch in einem Verlag erschienen ist, der kurz zuvor noch in einer groß angelegten Werbekampagne seine theologische Kompetenz herausgestellt hat. Der Verlag hat das Buch sogar in der neuen Reihe „CV Edition biblische Theologie“ herausgebracht, die vom Namen her viel verspricht, aber mit diesem Buch enttäuscht.

Zuletzt möchte ich noch anmerken, dass ich mit dieser Rezension weder einen bestimmten anderen Standpunkt bewerben noch die Vertreter der Vorentrückung pauschal diskreditieren oder diese Lehre bekämpfen will. Zur Vorentrückungslehre gibt es bestimmt bessere Bücher und seriösere Autoren, die vielleicht schwerwiegendere exegetische Argumente und Einwände bieten. Ich hätte gern ein solches Buch gelesen, denn schließlich möchte auch ich mich mit ernstzunehmenden Gegenargumenten zu meiner Sichtweise beschäftigen. In diesem Buch habe ich sie jedoch vergeblich gesucht.

Hans-Werner Deppe

Literaturempfehlungen:
Martyn Lloyd-Jones: Gott und seine Gemeinde

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2 Kommentare Schreibe einen Kommentar

  1. Geehrter Hans Werner, danke für deinen Artikel, deckt sich deutlich mit meinen Erfahrungen, ich bin immer wieder enttäsucht wie unssauber dispensationalistische Ansichten vertreten werden, man bekommt den eindruck hermeneutische Unsauberkeiten werden bewusst in Kauf genommen.

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  2. Gleich vorweg muss ich es rausposaunen, damit es jeder hört: Das Handbuch zur Entrückung ist ein okkultes Werk. Auch ich hätte es nicht erkennen können, wenn Gott nicht auf wundersame Weise darauf hingewiesen hätte. Nenne es Zufall, ich nenn es Führung. Auf der Suche nach einem Thema, ich beschäftigte mich zu jener Zeit mit dem Thema Entrückung, wollte ich ein wenig Abwechslung. Ich blätterte, wie zufällig, im Internet auf der Seite des Missionswerkes Mitternachtsruf und dachte so bei mir: Welche auswärtigen Veranstaltungen werden wohl zur Zeit angeboten? Und was muss ich sagen, das nächste Thema handelte über die Entrückung und die Veranstaltung soll in Österreich stattfinden. Sofort war mir klar, dort sollst du hinfahren. In einem großen Hotel finden seit einigen Jahren alljährlich diese Freundschaftstreffen statt, die von einem dort lebenden Bruder organisiert und bezahlt werden. Und so reiste ich freudig erregt mit dem Auto dorthin, um auch Norbert Lieth einmal persönlich kennenzulernen. Sein Thema, wie schon erwähnt, behandelte die Entrückung. Während der Veranstaltung pries Norbert Lieth das Buch von LaHaye als nützliches Handbuch an, dass dann am Büchertisch käuflich zu erwerben war. Der nach meinem Geschmack allzu hochtrabende Titel, mit dem Wort „Handbuch“ beginnend, forderte mich heraus. Zudem war ich neugierig, wer die Experten sind und was ich von ihnen lernen kann und so kaufte ich zwei Exemplare.

    Zuhause angekommen vereinbarte ich ein Treffen mit einem Experten des Okkultismus. Wir trafen uns in einem Café. Bis zu diesem Zeitpunkt wussten wir beide nicht, welchen Inhalt das Buch hat. Neugierig befreite ich mein Exemplar aus seiner Folienverpackung und blätterte interessiert im Inhaltsverzeichnis. Wie zufällig entschied ich mich, einige wenige Seiten aus dem dritten Kapitel zu lesen. Auf Seite 70 erwähnt LaHaye, er war gerade 10 Jahre alt, den Tod seines Vaters, was einem Leser nicht unberührt lässt. Es folgt dann die Szene, die wir uns jetzt genauer ansehen. LaHaye schreibt:

    Ich werde nie den Augenblick vergessen, als er (der Pastor) seine Hand auf den Sarg legte und anlehnend an Paulus’ wunderbare Worte sagte: „Die Welt hat nicht das letzte Wort von Frank LaHaye gehört.“ Dann zeigte er zum Himmel und sagte: „Der Tag wird kommen, an dem Jesus vom Himmel her rufen wird und die Toten aus ihren Gräbern kommen, verwandelt und auferstehen werden. Und bei der Entrückung werden wir zusammen weggenommen, um bei Jesus zu sein.“ Während der Pastor sprach, zeigte er nach oben, und plötzlich durchbrach ein Sonnenstrahl den wolkenverhangenen Himmel von Michigan und traf in mein Herz.

    Was war geschehen, was beschreibt hier LaHaye? Der Pastor führte ein magisches Ritual aus. Indem er die (linke) Hand auf den Sarg legt und die rechte zum Himmel emporhebt, soll der Strahl der Sonne denjenigen treffen, dem der magische Spruch gilt. Die „wunderbaren Worte“ lullen den Leser ein, lenken vom spiritistischen Kult ab. Weil geschmückt mit Worten aus der Bibel, verbietet es sich fast wie von selbst pietätlos zu sein und so wird jeder Anflug kritischer Fragen im Vorhinein innerlich geblockt. Und so kommt niemand auf die Idee, etwas anderes zu lesen, als eine berührende Geschichte vor einem offenen Grab.

    Als unbedarfter Leser fand ich nichts Auffälliges. Nur bei der Szene, in der der Pastor während seiner Rede die Hand auf den Sarg legt, stutzte ich kurz, weil dies mir ungewöhnlich vorkam. Welcher Pastor macht das schon? Nun denn, den Schmerz und das Leid, dass Tim LaHaye als 10-jähriger erlebte, bewegten mich und so ging ich kurz vor die Tür, um über das Gelesene nachzudenken. Vorher übergab ich das Buch noch aufgeschlagen dem Experten und bat ihn, genau diesen Abschnitt zu lesen und ging dann wortlos nach draußen. Eigentlich beabsichtigte ich, mich über das Leid und den Schmerz zu unterhalten, doch es kam alles ganz anders. Mit einem Paukenschlag eröffnete mir der Experte: Der Pastor treibt Zauberei, gleichwie es der Magier tut und auf Tarotkarten gesehen werden kann.

    Ich war geschockt und wollte es zuerst gar nicht glauben. Weil ich das Tarot gar nicht kannte, wurden mir Bilder aus dem Internet gezeigt. Auf der Karte sehen wir den Magier in der gleichen Pose, wie in der von LaHaye beschriebenen Szene. Mit der linken Hand einen Tisch oder anderen Gegenstand berührend und mit der rechten, mit einem Gegenstand oder auch ohne, in Richtung Himmel zeigend, verkündigt der Magier seinen magischen Spruch. Mit diesem Hinweis im Gepäck las ich das Buch in den darauffolgenden Wochen aufmerksam.
    Meine ersten Regungen während und nach dem Lesen des oben wiedergegebenen Abschnitts sind genau das, was LaHaye zu erreichen sucht. Er geht in seinen Ausführungen suggestiv vor. Er weiß, Mitgefühle für einen 10-jährigen Jungen, der gerade seinen Vater verloren hat und traumatisiert vor dem offenem Grab steht, wirken so stark auf den Leser, dass er anderen Details der Szene kaum Beachtung schenken kann und wird. Der Verstand wird von den Gefühlen überflutet und die sachlichen Dinge werden dadurch verschleiert. Auf diese Weise wird unser objektiver Blick getrübt. Es braucht daher Zeit, bis sich die Wasserfluten der Emotionen zurückgezogen haben.
    So sehr ich mich über Textpassagen freuen konnte, die über die Entrückung erzählen, musste ich enttäuscht feststellen, dass sie den Mund zu weit aufgerissen haben, wenn sie ihr Buch als Handbuch von Experten preisen und das Gift unter die Leute streuen. Schon ein wenig Sauerteig der Esoterik und des Freimaurertums durchsäuern das ganze Buch. Ich kam zum Schluss: Die selbsternannten Experten sind nicht das, was sie von sich behaupten. Mit ihren Erkenntnissen befinden sie sich auf dem Holzweg. Als nächstes fanden wir dann noch ein wenig Sauerteig der Pharisäer, das ist die Lehre derer, die sich über das Volk erheben. Wenn sie, mal mehr mal weniger, die allegorische Deutung in Misskredit bringen und sich der wortwörtlichen Deutung verschrieben haben, stellen sie sich gegen die Lehre des Apostels Paulus. Der schreibt nämlich mahnend an die Galater, dass die Bündnisse mit Hagar und Sarah allegorisch verstanden werden müssen. Auf die allegorische Auslegungspraxis hätten die Galater und auch das Team um LaHaye eigentlich selbst kommen müssen, denn Paulus fragt: Hört ihr das Gesetz nicht? Mit welchen Ohren mögen wohl die Galater und mit welchen Ohren LaHaye, Ice und Fruchtenbaum die Worte des Gesetzes gelesen haben?

    Daher, wenn die Bündnisse mit Sarah und Hagar einen bildlichen Sinn haben, welche Texte der Bibel beziehen sich dann auf die beiden Verträge, denn um Verträge handelt es sich doch oder nicht? Die Antwort ist eigentlich ganz einfach: Alle Texte der Bibel sprechen von den Eheverträgen zwischen Gott und Sarah, das ist der himmlische Bund und zwischen Gott und Hagar, das ist der irdische Bund. Sarah ist Hauptfrau und Hagar die Nebenfrau, auch als Kebsweib bezeichnet. Wenn alle Bücher der Bibel von den zwei Bündnissen sprechen, dann enthalten auch alle Texte eine allegorische Ebene. Und genau diesen Sachverhalt repräsentieren Priska und Aquila. Priska bedeutet alt, historisch und Aquila bedeutet Adler. Die historischen Texte der Bibel müssen dann alle bildlich gedeutet werden, sowohl auf den Bund mit Sarah als auch auf den Bund mit Hagar. Und das geniale an der allegorischen Erzählung ist, dass sie gleichzeitig von beiden Bündnissen erzählen kann und dann auch, so ganz nebenbei, die wörtliche Überlieferung bestätigt.
    LaHaye aber torpediert die bildliche Auslegung bereits auf den ersten Seiten. (S. 20 Abs. 3) Er spricht von Angriffen der Andersdenkenden, stellt sie als Aggressor hin und unterstellt ihnen gleichzeitig eine Verweigerungshaltung. Damit suggeriert er dem Leser, dass die Experten die Freundlichen sind, niemanden angreifen, sondern sich als Bedrängte mit dem Handbuch zur Entrückung den ungerechtfertigten Angriffen erwehren müssen. LaHaye und sein Team, nur sie gehören zu den Richtig-Denkenden, nur sie sind die Experten.

    Mit ihrem Anspruch fordern sie, dass sie zu den Gelehrten gehören, die eigens dazu auch ein Forschungsinstitut gründeten. LaHaye und die Experten gehören in der Gemeinde Jesu zu der Fraktion der Nikolaiten. Wie äußert sich Jesus zu dieser Gruppe? Der Herr lobt Pergamos und sagt: Aber dieses hast du, dass du die Werke der Nikolaiten hassest, die auch ich hasse. Das griechische Wort Nikolaites bedeutet „Sieg über das Volk“. Jesus offenbart hier seinen Hass gegenüber dem Klerikalismus, der lehrt nämlich, dass das Volk unwissend ist und sie, die Experten, den Christen vorschreiben müssen, was gelehrt werden darf, wie die Texte verstanden werden müssen, wie das Volk zu leben hat u.v.m. Wenn auch wir vom Herrn gelobt werden wollen, dann sollten wir tun, was der Herr tut: Wir sollen die Werke der Experten hassen. Gehören die Bücher auch zu deren Werken?
    Mit der (fast ausschließlich) wörtlichen Interpretation versuchen sie entgegen Paulus’ Lehre dem Leser ihre Lehren schmackhaft zu machen. Da stellt sich uns die Frage: Wer liegt nun richtig? Haben LaHaye und seine Mitstreiter recht und Paulus ist der Lügner oder LaHaye und seine Mitautoren irren sich und Paulus sagt die Wahrheit?

    In der Verflechtung des Dispensationalismus mit dem Thema der Entrückung gehen sie auf Distanz zu den Juden. Die Lehre des Dispensationalismus muss als die hinterlistigste Art des Antisemitismus verstanden werden, die der Widersacher der Menschen einführte. Wenn Gott Esau gehasst hat, dann bedeutet der Hass, so die Übersetzung des griechischen Wortes eben auch, „weniger lieben“. Das heißt dann, wer immer, ob Jude oder Grieche, das Erstgeburtsrecht verachtet, von Gott weniger geliebt wird. Gott hat Jakob mehr geliebt, weil er das Erstgeburtsrecht zu schätzen wusste. Es gibt heute viele Juden, die das Erstgeburtsrecht erlangt haben, weil sie an Jesus ihrem Herrn glauben. Paulus lieferte uns bereits vor 2000 Jahren dazu eine unmissverständliche Antwort, als er die rhetorische Frage stellte: Hat Gott etwa sein Volk verstoßen? Hört die Antwort, ihr vermeintlichen Experten: „Das sei ferne!“ Antwortet Paulus den Römern von Rom. Im elften Kapitel des Römerbriefes will der Apostel dann anschließend sagen: Wer nicht will und sein Herz gegenüber der Liebe des Herrn verhärtet, dem wird gemäß seines Willens dann auch das Herz hart gemacht, gleichwie mit einem Brenneisen gehärtet. Das gilt sowohl dem Juden zuerst als auch dem Griechen.

    Esau hatte sein Herz aber nicht hart gemacht, sondern weinte bitterlich. Das Gott sowohl den Esau liebte, der zuerst das Erstgeburtsrecht verachtet hatte, aber danach sich einen Segen wünschte, gleich wie auch Jakob, können wir im Hebräerbrief lesen. Unüberhörbar wird im Kapitel 11 gesagt, dass sowohl Jakob als auch Esau gesegnet wurden in Bezug auf zukünftige Dinge. Die zukünftigen Dinge stehen immer mit dem Friedensreich des Messias in Verbindung. Wenn beide einen Segen im 1000-jährigen Reich erfahren, dann sind beide Berufene und beide Auserwählte. Es gibt zwischen Jakob und Esau aber einen klar definierten Unterschied und der wurde im Gesetz Moses festgehalten: Der Erstgeborene erbt doppelt. Wie sich das doppelte Erbe gestaltet, muss erforscht werden.
    In 1. Korinther 15 wird, wie jeder nachprüfen kann, nicht von der Entrückung gesprochen, sondern einzig und allein von der Auferstehung. LaHaye, wie übrigens auch die Exklusiven Brüder, schummeln die Entrückung in das Kapitel hinein. Das Geheimnis aber, von dem Paulus spricht, ist nicht die Auferstehung und schon gar nicht die Entrückung, sondern die Verwandlung des sterblichen Leibes in einen unsterblichen Körper. Das ist das Geheimnis in 1. Korinther 15. Sowohl die Auferstehung als auch die Entrückung konnten auch gar kein Geheimnis sein, denn, so wird uns berichtet, schon die Pharisäer glaubten an die Auferstehung , im Gegensatz zu den Sadduzäern. Während der Dienstzeit Jesu konnten die Menschen es mit ihren Augen sehen und leibhaftig erleben: Der Messias weckt Tote auf. Die Verstorbenen, die durch Jesus wieder zum Leben erweckt wurden, bekamen jedoch keinen anderen Körper, sondern ihr alter Leib wurde wiederhergestellt. Auch die Entrückung war für die Juden kein Geheimnis, sie wird bereits im Alten Testament erwähnt. Henoch und der Prophet Elia wurden in den Himmel entrückt.

    Das Dilemma des Tim LaHaye zwischen der wörtlichen und allegorischen Auslegung lag wahrscheinlich auch darin begründet, dass er nie eine schlüssige allegorische Deutung zu hören oder zu lesen bekam. Wenn er auf Seite 22 mit den Worten eines anderen argumentiert, dass jemand, der sowohl die Schöpfungsgeschichte als auch die Entrückung wörtlich auslegt, dann auch in allen anderen Lehrfragen richtig liegen wird, dann ist das ein schwerer Irrtum. Sie zeigt, LaHaye hat die Redeweise Gottes nie wirklich kennengelernt. Natürlich muss die Schöpfungsgeschichte als historisches Ereignis wörtlich verstanden werden, doch zugleich enthält sie eine allegorische Ebene, die Hand in Hand mit dem wörtlichen Text geht und gleichzeitig anzeigt, dass die wörtlichen Texte wahr sind. Die Allegorie bestätigt immer andere Texte aus der Bibel und führt zu tieferer Erkenntnis der Wahrheit. Das gilt sowohl für das Alte Testament als auch für das Neue. Wenn im Neuen Testament von der Entrückung der Treuen erzählt wird, müssen diese Texte wörtlich verstanden werden. Wörtlich aber nur vom griechischen Urtext her. Jeder Übersetzer ist überfordert, würde er alle Bedeutungsvarianten übersetzen wollen. Es benötigte viele tausende von Seiten, um jedes Detail zu beschreiben. Und dennoch ist es wahr, auch die neutestamentlichen Bücher weisen eine allegorische Ebene auf. Es ist nur so, es hat sich noch niemand wirklich die Mühe gemacht, diese Ebene gründlich zu erforschen.

    Um es vorsichtig auszudrücken, das Buch des Nikolaiten LaHaye enthält viele andere oberflächliche und absurde Beschreibungen. Scheinbar gibt es gute Passagen, wie z.B. auf Seite 33, Abs. 3. Dort empfiehlt er das Studium der Bibel und besonders die Person Jesu. Doch an dieser Stelle muss an die Wahrsagerin aus Apostelgeschichte 16 erinnert werden. Auch sie verkündigte, so weit ich das beurteilen kann, nichts Falsches. Warum intervenierte Paulus dennoch? Sie war besessen und brachte ihren Herren viel Geld ein. Parallelen zu LaHaye müssen auffallen, denn seine okkulte Romanreihe, die er mit einem Co-Autor veröffentlichte, spülte ihm und anderen viel Geld in die Kassen, auch in Deutschland. Aus einer Quelle kann entweder süßes oder bitteres sprudeln, beides geht nicht. Wenn aus der bitteren Quelle scheinbar Wahrheit sprudelt, so müssen wir dahinter den antichristlichen Geist vermuten, der mittels der Bibel einen anderen Jesus verkündigt.

    LaHaye ist ein Gefangener des antichristlichen Geistes geworden, der über okkultes und esoterisch-freimaurerisches Gedankengut sich in die Gemeinde Jesu eingeschlichen hat. Auf Seite 63 kommt LaHaye selbstrühmend auf die Romanreihe „Left Behind“ zu sprechen, die in den USA einen gewaltigen Hype auslösten. Auch in deutscher Sprache wurden die Bücher erfolgreich verlegt und sind für den Verlag zum Kassenschlager geworden. Haben die Verantwortlichen das Werk nicht eingehend geprüft? Haben sie nicht erkannt, dass die Bücher von esoterisch-okkulten Ideen und Praktiken durchtränkt sind? Es ist eine Schande, dass der große christliche Verlag Gerth Medien sich von diesem Hype anstecken ließ. Und so haben sie die Verführung in Deutschland weiterlaufen lassen und die Droge in unserem Land verkauft. Haben sie es nicht bedacht, auch später nicht, dass ihr Handel mit dem fremden und berauschenden Geistesgut strafbar ist?

    Zur Erinnerung: In Band 7 aus seiner Romanreihe „Left Behind“ lassen LaHaye und Jenkins ihren Geist erkennen und die Katze aus dem Sack. Sie empfehlen okkulte Praktiken, vor denen selbst Okkultisten und Kabbalisten eindringlich warnen. Man muss sich ernsthaft fragen: Warum nimmt das Missionswerk Mitternachtsruf solche Autoren auf? Weil sie blind sind? Warum verlegen sie „Das Handbuch zur Entrückung“? Weil sie sich eins gemacht haben mit den Gedanken von Tim LaHaye und seinen Mitautoren? Wir müssen sogar noch ernsthafter fragen: Was haben Norbert Lieth und der führende Brüderkreis des Mitternachtsrufs mit okkulten Dingen zu schaffen?

    Wir tragen Leid und jeder soll und muss es hören.

    Wer die Bibel wörtlich auslegt, so wie LaHaye es propagiert, hetzt Menschen und Völker aufeinander und missbraucht dazu die Bibel. Im Propheten Amos werden einige Nationen von Gott gerichtet. Im ersten Kapitel sind es die Syrer, repräsentiert durch die Hauptstadt Damaskus. Es folgen dann Gasa, Tyrus, Edom und Amon. Und im zweiten Kapitel sind es Moab und Juda. Natürlich spricht Gott davon, dass er richten wird. Doch es gibt heutzutage Schriftgelehrte, die solche und ähnliche Erzählungen aus der Bibel dazu verwenden, die Spannungen im Nahen Osten zu schüren, ob bewusst oder unbewusst, sei dahingestellt. Auch das tut LaHaye in seinem Buch und leider viele andere, wie auch Norbert Lieth, Roger Liebe und viele mehr, wenn sie einzig Israel die Rolle des Letzten zugestehen, der erst am Ende seinen Segen erhält. Die Experten sehen jeden Tag in den Spiegel und haben sich nicht erkannt. Wer von ihnen weiß, dass wir sie mit Moab identifiziert haben oder auch mit Edom? Wer von den Abgesonderten ahnt, dass wir sie metaphorisch mit Juda enttarnt haben. Und wer aus der evangelikalen Welt vermutet schon, dass sich das Gericht, von dem der Herr in Amos 1 und 2 spricht, auf sechs Gemeinden gedeutet werden muss, die wir in der Offenbarung des Johannes beschrieben finden?

    Gottes Gericht über die zuvor genannten Völker hatte bereits vor vielen hunderten von Jahren stattgefunden. Heute dienen uns die Erzählungen u.a. als Spiegel. Wir sind aufgefordert die bildliche Ebene zu erforschen und uns selbst zu erkennen.

    Höret, was Gott über euch sagt! Amos 3: Höret dieses Wort, das der Herr über euch redet, ihr Kinder Israel. Wieso Israel? Wird in den ersten Kapiteln von Israel gesprochen? Zumindest im Zweiten lesen wir, dass Gott zu Juda redet und eigentlich ganz Israel anspricht. Wann soll das Gericht kommen? In Amos 3, 7 wird es gesagt. Lauschen wir aufmerksam auf den folgenden Satz und versuchen uns zu erinnern, wo in der Bibel ähnliches ausgedrückt wird: Denn der Herr, Jahwe, tut nichts, es sei denn, dass er sein Geheimnis seinen Knechten, den Propheten geoffenbart habe. Seine neutestamentliche Entsprechung finden wir wo? Na klar, in Offenbarung 1, 1: Offenbarung Jesu Christi, die Gott ihm gab, um seinen Knechten zu zeigen, was schnell geschehen muss. Und was schnell geschehen muss, berichtet unter anderem auch der Prophet Amos.

    Vers 8: Der Löwe hat gebrüllt, wer sollte sich nicht fürchten? Der Herr, Jahwe, hat geredet, wer sollte nicht weissagen? Wo finden wir den Löwen Judas brüllen? In der Offenbarung. Wo wird vor allen anderen Büchern der Bibel schon im Klartext geweissagt? In der Offenbarung. Wo nimmt Gott Rache an den Gesetzlosen? In der Offenbarung. Amos 3, 9 deutet direkt auf Laodicäa: Rufet über die Paläste (die Häuser der Reichen) in Ashdod (dem Ort der Rache) und über die Paläste im Lande Ägypten ( den Häusern der Bedrückung) hin und sprecht: Versammelt euch auf den Bergen von Samaria (Beobachtungsturm) und sehet Verwirrung (zweites Babylon) in seiner Mitte (der Herr steht draußen vor der Tür, der Scheidungsbrief in seiner Mitte) und die Bedrückungen ( reichliche Trennungen) der Tyrannei im Innern. Vers 9: Und nicht wissen sie zu tun die Wahrheit, weissagt der Herr, (sie) häufen Gewalttat auf, mit geschwellter Brust rächen sie sich mit Gewalt, in ihrer (Selbst-) erhöhung.

    Nicht nur Tim LaHaye und Arnold Fruchtenbaum auch der Schweizer Roger Liebi und viele andere bezeugen ihren Glauben, indem sie an die wortwörtliche Interpretation, insbesondere auf Israel bezogen, festhalten. Auch die Letztgenannten stehen, was Lahaye bereits ist, kurz davor ebenfalls zu Irrlehrern zu werden, wenn auch sie dem antichristlichen Geist erliegen sollten. Wir müssen es nochmals für die gesamte Gelehrtenschaft wiederholen: Die historischen Texte sind zuverlässig überliefert und wahr und haben eine wörtliche Bedeutung. Die Auslegung allerdings muss allegorisch erfolgen und zwar zweifach. Das eine Mal muss die bildliche Ebene der himmlischen Braut erforscht werden und das andere Mal muss die allegorische Ebene der Irdischen Braut gedeutet werden.

    Die Experten und ihre Ungenauigkeiten

    LaHaye zitiert Kolosser 3, 4 und bezieht, wie er sagt, den Vers auf das zweite Kommen Christi, aber zu welchem Zweck, den er nicht nennt, weil er ihn nicht kennt?

    Wer da kommt und für wen, wollen wir nun herausarbeiten. Der Brief an die Kolosser muss vom chronologischen Zeitablauf der Gemeinde Laodicäa zugeordnet werden, die für sich keine Entrückung kennt, weil sie bereits stattgefunden hat. Um unsere Deutung zu belegen, sehen wir uns den Vers genauer an: Wenn der Christus, unser Leben, geoffenbart werden wird, dann werdet auch ihr mit ihm geoffenbart werden in Herrlichkeit. Die Verheißung gilt den Kolossern, der Gemeinde Laodicäa und auch der Gemeinde Thyatira, alle drei bilden die Endzeitgemeinde, die Gemeinde nach der Entrückung. Das muss jetzt natürlich erklärt werden. Der Brief an die Kolosser bildet im Kanon des Neuen Testaments ganz „zufällig“ den siebten Lehrbrief. Für jeden Leser ist klar erkennbar, dass geschichtlich Laodicäa die siebte Gemeinde bildet. Sortieren wir die sieben Gemeinden nach dem Festzyklus, dann stellen wir fest, die Gemeinde Thyatira steht gleichfalls an siebter Stelle. (Die sieben Feste des Herrn werden in 3.Mose 23 beschrieben. Weitere Info auf: https://simson-project.com/ )

    Lesen wir den zuvor zitierten Vers nochmals und sehen mittels des griechischen Wörterbuchs genauer hin, dann kann man erkennen, dass Paulus nicht von der Entrückung spricht. Der Christus „geoffenbart“ bedeutet wörtlich, dass der Christus „sichtbar erscheint“. Der Ausdruck beschreibt nicht die Entrückung, denn an diesem Ereignis werden wir dem Herrn entgegengerückt und kein auf der Erde lebender Mensch wird von dem Ort unseres ersten Rendezvous wirklich Bescheid wissen und schon gar nicht zuschauen. Das Sichtbarwerden des Christus spricht daher von Christus und seiner himmlischen Braut, wenn sie gemeinsam auf die Erde zurückkommen und von allen Geschlechtern der Erde gesehen werden können. Deutlich wird dies auch durch die von Paulus vorgenommene Unterscheidung zwischen dem Christus auf der einen Seite und dem Personalpronomen „ihr“ für die Kolosser auf der anderen Seite.

    Jetzt lesen wir den Vers ein drittes Mal: Wenn der Christus, unser Leben, geoffenbart werden wird, dann werdet auch ihr mit ihm geoffenbart werden in Herrlichkeit. Wem wird der Christus geoffenbart? Den Menschen. Wem werden die Kolosser geoffenbart? Den Menschen. Alle auf der Erde Lebenden werden den Christus in seiner himmlischen Herrlichkeit sehen und alle Menschen werden die irdische Herrlichkeit der Kolosser sehen. Was sind nun aber die Kolosser? Sie bildet als Gemeinde die irdische Braut.

    Deshalb nennt Gott in Hesekiel das irdische Jerusalem Oholiba – mein Zelt in ihr, denn Christus kommt mit seinem Zelt, das ist die himmlische Braut, nach Jerusalem. Und nun verstehen wir auch den Namen Ohola, mit der Bedeutung „ihr Zelt“. Ihr Zelt ist der dritte Tempel, das Haus selbst, das als Zelt auf die Erde herniederkommt und in Hesekiel beschrieben und von Menschen niemals gebaut werden kann.

    Das zweite Kommen verbindet LaHaye immer mit zwei Ereignissen, der Entrückung und der Wiederkunft, das ist die zweite sichtbare Erscheinung des Messias. Die beiden Ereignisse werden dadurch nicht immer klar voneinander abgegrenzt und führen beim Leser zu Verwirrungen. Außerdem werden Dinge auseinanderdividiert, die zusammengehören.

    Beispiel: Auf Seite 74 geht er auf zwei Ausdrücke ein.

    1. Die glückselige Hoffnung
    2. Die Erscheinung der Herrlichkeit.

    Die Ausdrücke sieht er als zwei Ereignisse. Wie aber kann eine Hoffnung ein Ereignis sein? Eher ist es doch so, dass die Hoffnung sich auf ein Ereignis bezieht oder nicht? Er trennt die beiden Ausdrücke dann zeitlich. Die glückselige Hoffnung setzt er vor der Drangsalszeit und die Erscheinung der Herrlichkeit nach den sieben Jahren.

    Jetzt untersuchen wir, ob Tim LaHaye die richtigen Schlussfolgerungen gezogen hat.

    In der Bibel hat alles seine Bedeutung und das in vielerlei Hinsicht. Zum Beispiel, in welchem Buch die Wörter vorkommen und wie oft sie in der Bibel verwendet werden. Sowohl die Häufigkeit der Wörter als auch das Buch, indem sie vorkommen, liefern uns ein feingliedrig gestricktes Gerüst.

    Der Begriff „Gottseligkeit“ bezieht sich auf das Glück des ewigen Lebens, das jeder Wiedergeborene als sichere Hoffnung in sich trägt. Die Hoffnung auf die Glückseligkeit, ist die Hoffnung auf den Zustand ewigen Lebens. Die Wörter gottselig und Gottseligkeit kommen im Neuen Testament siebzehn Mal vor und dann nur in vier Briefen, acht Mal im ersten und zweimal im zweiten Brief an Timotheus, im Brief an Titus zweimal und im zweiten Brief des Apostels Petrus fünfmal.

    · Der erste Brief an Timotheus muss Pergamos zugeordnet werden.

    · Der zweite Brief an Timotheus wird Thyatira zugerechnet

    · Den Brief an Titus ordnen wir der Gemeinde Sardes zu

    · Den zweiten Brief des Petrus wieder an Pergamos.

    Damit hätten wir einen ersten Hinweis, dass die drei Briefe, die auf den zweiten Festzyklus anzuwenden sind, die drei Herbstfeste aus Leviticus 23 bilden.

    · Sardes wird dem ersten Herbstfest zugeordnet, dem Fest des Posaunenhalls,
    · Pergamos dem zweiten Herbstfest, dem großen Versöhnungstag
    · und Thyatira dem dritten und letzten Fest, dem Fest der Laubhütten.

    Die ersten vier Feste aus Leviticus 23 bilden die Frühjahrsfeste.

    1. Laodicäa – das Passahfest,
    2. Ephesus – das Fest der ungesäuerten Brote,
    3. Smyrna – das Fest der Erstlinge,
    4. Philadelphia- das Fest der Pfingsten.

    Damit wäre auch die Tabelle auf der Seite 75 ungenau. Die Überschrift der ersten Spalte „Entrückung/Glückselige Hoffnung“ ist falsch. Würde die Entrückung stattgefunden haben, und ein Nachzügler würde sich die Tabelle ansehen, könnte er vielleicht zur Ansicht gelangen, dass sein Glaube nicht die glückselige Hoffnung beinhaltet und so in tiefe Depressionen fallen und seinen Glauben gänzlich zerstören. Es ist daher wichtig, das Wort Gottes sehr gut zu kennen, um nicht in der Lehre zu straucheln. Tim LaHaye strauchelt oft.

    Auch auf Seite 75 ist er gestolpert, wenn er, wie auch an anderen Stellen seines Buches, er die Drangsal auf sieben Jahre erweitert, dabei sagt der Herr, wieder klar und deutlich, dass die große Drangsal 42 Monate dauert und keinen Tag länger. Um auch die Monate und die Anzahl der Tage zu konkretisieren, werden die 42 Monate mit exakt 1260 Tage angegeben.

    Das Kapitel 6 ist überschrieben mit dem Titel: Die Lehre von einer nahe bevorstehenden Entrückung. Der Beitrag wurde von Wayne A. Brindle verfasst, er deutet schon im Titel, noch bevor Wayne Brindle sich zu erklären versucht, seine Unkenntnis. Nirgends in der Bibel finden wir eine solche Lehre. Auch wenn die damaligen Jünger in der Hoffnung lebten, dass Jesus zu ihren Lebzeiten zurückkehrt, können wir nicht von einer Lehre der Naherwartung sprechen. Aber Brindle schreibt: In apostolischer Zeit,…, erwarteten die Christen die Rückkehr Jesus … und kein prophetisches Ereignis dem zwangsläufig vorausgehen muss. Eine Aussage die ich unzählige Male auch von anderen Predigern hörte, sie wird aber vom Neuen wie vom Alten Testament nicht gedeckt. Sie können es auch nicht erkennen, weil sie der wortwörtlichen Interpretation den Vorzug geben.

    Uns aber kommt die Postroute Kleinasiens wieder zu Hilfe. Den sieben Gemeinden auf dieser Route, denen wir die Lehrbriefe des Neuen Testaments, die Baumaterialien aus Leviticus 23, das erste Kapitel des Buches Esthers und viele anderen Stellen mehr zugeordnet haben, geben uns sehr wohl einen Hinweis auf die Zeit der Entrückung. Rundgerechnet können wir sagen, dass nach ca. 2000 Jahren das Haus, das ist der dritte Tempel, fertiggestellt sein wird und Gott selbst den Schlussstein, Jesus, herausbringt. Jesus ist Grundstein und Schlussstein, Jesus ist der Erste und der Letzte. Bereits die Rückschau auf die Kirchengeschichte macht klar, wir brauchen in der Bibel die Lehre von einer nahe bevorstehenden Entrückung nicht zu suchen.

    Wayne Brindle führt auf Seite 107 als Argument für eine nahe bevorstehende Entrückung Johannes 14, 1-3 an. Gleich vorweg müssen wir es sagen, dort steht nichts von einer zeitlichen Nähe, sondern nur, dass Jesus einen (besonderen Platz) bereitet. Das ist die Stätte, die einzig für die Braut hergerichtet wird. Es ist unredlich, die Worte aus Vers 1 auf die Entrückung zu beziehen. Er setzt dem ganzen dann aber noch eins drauf und sagt, die Entrückung wäre ein Gegenmittel gegen Ängste. Ich kenne nur ein Mittel, das gegen alle Leiden und Ängste und vielem mehr wirkt. Jesus tröstet die Jünger, noch bevor sie in der gleichen Nacht vor Angst fliehen und fordert sie auf, an Gott und an ihn zu glauben – Trost als Vorschuss. Erst danach kommt Jesus auf das Haus seines Vaters zu sprechen und auf die Stätte, die er persönlich bereitet.

    Wenn Wayne Brindle auf Seite 110 das griechische Wort tachus – bald oder schnell – beschreibt, lässt er nicht unerwähnt, dass dieses Wort schon immer ein Auslegungsproblem darstellt. Brindle interpretiert dann einfach: höchstwahrscheinlich meinte Jesus, die Entrückung würde nahe bevorstehen und könnte in jedem Augenblick stattfinden. Er bezieht sich auf Offenbarung 22, 12 in der Jesus sagt: Ich komme bald, und mein Lohn mit mir. Brindle und viele Gelehrte haben noch nicht erkannt, dass wir die Entrückung gar nicht in der Offenbarung suchen müssen, auch nicht in Kapitel 22, denn die Braut ist bereits im Himmel. Hören wir sie, wie sie gemeinsam mit dem Geist vom Himmel her redet? Kapitel 22, 17: Und der Geist und die Braut sagen: Komm! Und wer es hört, spreche: Komm! Und wen da dürstet, der komme; wer da will, nehme das Wasser des Lebens umsonst. Anschließend spricht der Herr selbst, ebenfalls vom Himmel her, und schließt seine Worte mit der Verheißung ab: Ja, ich komme schnell. Amen. Wer der Aufforderung des Geistes und der Braut folgt und zu Jesus kommt, zu dem wird Jesus kommen und ihm seinen Lohn geben.

    Ist die Entrückung in 1. Korinther 1, 7 bereits zu finden? Wayne Brindle ist der Meinung, dass in Vers 7 die Entrückung angedeutet wird. Na, dann lesen wir mal ab Vers 7b: indem ihr die Offenbarung unseres Herrn Jesus Christus erwartet, welcher euch auch befestigen wird bis ans Ende. Wenn die Korinther die Offenbarung des Herrn Jesus erwarten und sie dann eintritt, wofür müssen sie dann auch noch bis ans Ende befestigt werden? Brindle hat den Text nicht studiert, wie sonst kommt er auf die Idee, dass hier die Entrückung zu finden ist? Seine mangelnde Kenntnis der Schrift kommt zusehends zum Ausdruck. Das Wort erwarten, griechisch apekdechomai, soll sich seiner Meinung nach „immer auf die christliche Hoffnung“ beziehen. Wir suchen im Lexikon und werden fündig. Das Wort apekdechomai wird zum ersten Mal in Römer 8, 19 für das sehnsüchtige Harren der Schöpfung gebraucht, denn auch sie wartet auf die Erlösung aus der Vergänglichkeit. Außerdem muss man bei der Art häufigen Ungenauigkeiten fragen: Was versteht Wayne Brindle unter „christliche Hoffnung“?

    Wayne Brindle führt aus: Das griechische Wort Apokalypsis (Offenbarung) bezieht sich an unterschiedlichen Stellen des Neuen Testaments entweder auf die Entrückung oder das zweite Kommen Christi. Auch diese Aussage ist nicht korrekt. Lesen wir dazu die erste Schriftstelle, in der das Wort Offenbarung verwendet wird: Nun, Herr, entlässest du deinen Knecht, nach deinem Worte, in Frieden; denn meine Augen haben dein Heil gesehen, das du bereitet hast vor dem Angesicht aller Völker; ein Licht zur Offenbarung der Nationen und zur Herrlichkeit deines Volkes Israel. Das sagte Simeon, der den Tempel zu Jerusalem betrat und als er Joseph und Maria mit Jesus sah, ging er hin zu Maria, nahm das Kind in seine Arme und begann die Lobeshymne für den Herrn, die wir zuvor zitierten.

    Eine weitere Stelle, in der Wayne Brindle der Meinung ist die Entrückung zu sehen, steht in 1. Johannes 3, 2: Geliebte, jetzt sind wir Kinder Gottes, und es ist noch nicht offenbar geworden, was wir sein werden; wir wissen, dass, wenn es offenbar werden wird, wir ihm gleich sein werden, denn wir werden ihn sehen, wie er ist. Der Text spricht davon, dass der Autor und die Adressaten Kinder Gottes sind. Es ist allerdings noch nicht offenbar, was sie sein werden. Ist das nicht seltsam, sowohl der Autor als auch die Empfänger wissen nicht, was sie sein werden? Johannes spielt hier auf die Beziehung zum Herrn an., aber nicht auf die Entrückung. (Details dazu können an dieser Stelle nicht beschrieben werden, weil die Ausführung dazu den Rahmen der Buchkritik sprengen würden, zumal die Kritik schon jetzt das gewöhnliche Maß übersteigt).

    Auf Seite 112 verwechselt Wayne Brindle den Tag des Herrn mit dem Tag des Christus. Im zweiten Brief an die Thessalonicher steht im griechischen η ημερα του Χριστου (nach dem Textus receptus). Im wissenschaftlichen Text von Nestle Aland steht zwar Kyriou, doch Nestle Aland hat sich bei unseren Studien als unzuverlässig erwiesen und an entscheidenden Stellen Texte weggelassen und damit u.a. den Bösen eliminiert.

    Der Tag des Christus muss vom Tag des Herrn streng unterschieden werden. Hören wir, was der Prophet über den Tag des Herrn sagt: Wer aber kann den Tag seines Kommens ertragen, und wer wird bestehen bei seinem Erscheinen? So redet der Herr nicht mit seiner Braut. Außerdem, im Judentum beginnt ein Tag in etwa gegen 18:00 Uhr, je nach Jahreszeit, aber immer zur Zeit der Dämmerung. In gleicher Weise beginnt auch der Tag des Herrn, nach dem Sonnenuntergang. Zu dieser Zeit dürfte die Braut schon längst im Vaterhaus sein. Oder glaubt jemand, der Herr lässt seine Braut zu jener nächtlichen Stunde allein nach draußen?

    Das es im 2. Thessalonicher Tag des Christus heißen muss, wird bereits aus dem ersten Brief verständlich. In 1. Thess. 5, 2 schreibt Paulus: Denn ihr selbst wisset genau, dass der Tag des Herrn also kommt wie ein Dieb in der Nacht. Der Tag des Herrn steht mit der Dunkelheit einer Nacht in Verbindung, der Tag des Christus jedoch hat mit dem lichten Tag zu tun. Wir sind doch Kinder des Lichts? Und kommt der Tag des Herrn wie ein Dieb, dann wird er mit Sicherheit an diesem Tag nicht auf sein erstes Rendezvous mit der Braut gehen. Man stelle sich das vor, ein Bräutigam holt seine Braut kurz vor Einbruch der Nacht freudig ab, um dann aber gleich wieder zornig wegzugehen, absurd oder nicht? Schon eher macht es Sinn, dass die Braut schon länger nicht mehr auf der Erde ist. Der Tag des Christus wird, bildlich gesehen, ein sonniger Tag sein. Details über die Entrückung finden wir im Buch Esther, dort wird es, man höre und staune, allegorisch erzählt. Kann das jemand auch dem Team von LaHaye flüstern?

    Vieles was Wayne Brindle ab Seite 113 schreibt gerät durcheinander, weil er nicht zwischen dem Tag des Herrn und dem Tag des Christus unterscheiden kann. Er unterstellt, gleichwie Tim LaHaye, dass in Titus 2, 13 von der Entrückung spricht. Das dem nicht so ist haben wir weiter oben bereits erklärt.

    Auch in Brief des Jakobus und im Johannesbrief glaubt Wayne Brindle zu Entrückung entdeckt zu haben. Wie wir bereits oben gesagt haben, müssen die Briefe des Jakobus, des Johannes, von Petrus und Judas der letzten Rund auf der Postroute Kleinasiens zugeordnet werden. Ohne die Texte zu prüfen kann ich bereits jetzt sagen: Die letzten sieben Lehrbriefe kennen keine Entrückung. Untersuchen wir die von Brindle angeführten Textstellen, dann werden Wiederkunft des Herrn und die Entrückung in einen Topf geworfen, kräftig geschüttelt und dann das ganze dem Leser präsentiert.

    Brindle ist blind. Sieht er nicht, dass in Jakobus 5, 9 der Richter vor der Tür steht und nicht die Entrückung? Wieder kann er nicht unterscheiden, diesmal zwischen der Entrückung und dem Gericht, das in der Offenbarung beschrieben wird. Wenn Jesus als Richter vor der Tür steht, dann steht er in Offenbarung drei noch als Retter davor. Geht er wieder, dann kommt er als Richter. Warum steht der Herr noch als Retter vor der Tür? Schon der Hebräerbrief liefert uns die Antwort. Sie haben den Herrn nicht zu ihrem Zentrum gemacht und nun ist er draußen. Der Hebräerbrief deutet als der 14. Brief ebenfalls auf Laodicäa. Mit dem nachfolgenden Brief des Jakobus muss und will der Herr eine dritte und letzte Chance geben, um neu anzufangen. Jakobus ruft den Hebräern, das sind die 12 Stämme, das sind die sieben Gemeinden, zu: Achtet es für lauter Freude, meine Brüder, wenn ihr in mancherlei Versuchungen fallet… die Trümmer eigener Vorstellungen, wie das Handbuch der Entrückung, müssen spätestens dann über Bord. Eigentlich hatten sie sich das völlig anders vorgestellt und dann, plötzlich, mit ihrer Weisheit am Ende. Wir erfahren heute rechtzeitig, was der Sturm der Entrückung hinterlassen wird.

    Ab Seite 118 wird es dann völlig absurd. Die Rückkehr Christi soll in Jakobus als nah bevorstehend dargestellt werden. Dann ist die Entrückung gleich die Wiederkunft, der dann das Erscheinen der Gläubigen vor dem Richterstuhl Christi folgt. Das Ganze wird dann in Vollbrust der Überzeugung vorgetragen: Es kann kein Zweifel bestehen … O, doch!

    Als letzte Textstelle nehmen wir Jakobus 5, 9 unter die Lupe, um zu erklären, dass Jakobus gar nicht von der Entrückung schreibt. Seufzet nicht gegeneinander, Brüder, auf dass ihr nicht gerichtet werdet. Siehe, der Richter steht vor der Tür. Brindle verbindet den Richter mit dem Mann, der in Laodicäa vor der Tür steht. Es ist richtig, es handelt sich beide Male um Jesus. Auf der Zeitleiste liegt das Klopfen Jesu an Laodicäas Tür vor dem erwähnten Richter aus Jakobus 5, 9. Das Klopfen des Herrn drückt seinen sehnlichsten Wunsch aus: Er möchte in der Mitte der Gemeinde sein, umringt von seiner Frau. Welche Frau stellt Laodicäa allegorisch nun dar? Laodicäa steht bildlich für die ägyptische Magd Hagar, die Abram einst fortgeschickte. Rechtlich gesehen können wir sagen, Abram hatte seiner Magd den Scheidebrief gegeben.
    Wo befindet sich der Scheidebrief, mit dem der Herr Hagar entlassen hatte? Er hängt am Kreuz, wie es in Kolosser 2 heißt. Bereits vor 2000 Jahren hatte Gott den Scheidebrief ans Kreuz genagelt. Jesus selbst ist zu diesem Scheidebrief geworden, er ist „die wieder uns stehende Handschrift“, die Gott, der Vater, ans Kreuz geheftet hatte. Jesus nahm alle Schuld auf sich, die zum Zerwürfnis zwischen ihm und der Magd führten. Im Evangelium nach Johannes wird in Kapitel 8 eine Frau vorgeführt, die, so die Anklage, im Ehebruch, auf der Tat selbst, ertappt wurde. Jesus soll Richter sein, doch er erweist sich als ihr Retter. Wo steht die Frau? In der Mitte. Das griechische Wort lautet mesos (μεσος). Es ist das gleiche Wort, wie es unter anderem in den folgenden Schriftstellen gebraucht wird. Kolosser 2, 14, 1.Thessalonicher 2, 7 und 2.Thessalonicher 2, 7.

    Jesus hörte sich die Anklage und das Urteil der Pharisäer und Schriftgelehrten an. In Vers 6 bückt er sich, um auf die Erde zu schreiben. Was hatte Jesus niedergeschrieben? Es sind nicht ihre Sünden, sondern die Gründe, wie sie in einem Scheidebrief formuliert und von den Anklägern zuvor mündlich diktiert wurden. Anschließend richtet sich der Herr auf und sagt: Wer von euch ohne Sünde ist, werfe zuerst den Stein auf sie. Dann bückt sich er ein zweites Mal. Was glaubst du, lieber Leser, hat Jesus dann geschrieben? Viele Male hörte ich, dass beim ersten Schreiben die Sünden der Ehebrecherin in die Erde geschrieben wurden und beim zweiten Schreiben die Sünden der Ankläger? Was hat der Herr tatsächlich beim zweiten Mal mit seinem Finger geschrieben? Das Geheimnis wird uns im Brief an die Kolosser erzählt: Euch, die Kolosser (Laodicäa), als ihr tot waret, sie sind die Ehebrecherin, die laut dem Gesetz so gut wie tot war, wegen ihrer Übertretung und der Vorhaut ihres Fleisches, hat er – Jesus – sie – Hagar – wieder mitlebendig gemacht, in dem er ihre alle Übertretungen vergeben hat. Den letzten Satzteil können wir auch wie folgt übersetzen: Jesus hat der Magd umsonst die Freundlichkeit erwiesen und sie gerettet und gleichzeitig ihr Straferlass gewährt für jeden Ausrutscher, jeden unbeabsichtigten Fehler und jeder willentlichen Übertretung.

    Warum konnte Jesus das tun? Weil er selbst zur „entgegenstehenden Handschrift“ wurde, die Gott ans Holz genagelt hatte.

    Fazit unserer Rezension:
    Was ist ein Handbuch? Fragten wir zu Begin. Wir erinnern uns an desssen wesentliche Eigenschaft: Bei einem Handbuch handelt sich um ein Nachschlagewerk, in der Regel von Experten erstellt, das zu einem Thema das geballte Wissen in geordneter Form schriftlich enthält. Hat das „Handbuch zur Entrückung“ von Tim LaHayae den Anspruch eines Nachschlagewerkes erfüllt? Das Team um LaHaye sind keine Experten, sondern unserer Meinung nach Verführer. Deshalb machen wir uns eins mit dem Urteil unseres Herrn. Wir hassen das Werk, „Handbuch zur Entrückung“, des Nikoaliten Tim Lahaye.

    Aber: Wir aber glauben dennoch an die Entrückung seiner Braut – symbilisiert durch Sarah – vor der letzten Runde auf der Postroute Kleinasiens, der 70. Danielwoche und glauben, dass der Herr sich auch mit seiner Magd wieder versöhnen wird und Hagar bewahrt bleibt bis ans Ende, bis der Herr sichtbar wiederkommt.

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