Joschie hat geschrieben:Hallo Ihr
In Offb.17,9 wird von den sieben Hügeln berichtet.Im den meisten Auslegungen wird diese auf Rom und die Katholische Kirche gedeutet,gibt es noch eine andere Auslegungsmöglichkeit,da es mir mit der RKK nicht so schlüssig ist.
Gruß und Segen von Joschie
Dass die sieben Hügel oder Berge eine Anspielung auf Rom sind, ist nahezu unbestritten. Im historischen Zusammenhang der Offb. ist damit das Römische Reich als Feind des Christentums gemeint.
Die Offb. greift aber oft buchstäbliche Dinge auf, um dadurch bildlich etwas Darüberhinausgehendes zu verdeutlichen. Bei der vornehmlichen Bildersprache der Offb. wäre es seltsam, wenn die sieben Berge rein buchstäblich gemeint wären. Hügel und Berge sind auch ein Unterschied, und Rom war in der Antike als "Stadt auf sieben Hügeln" bekannt, aber es waren keine Berge (genaugenommen liegt Rom wohl auf acht oder neun Hügeln).
In der Schrift stehen Berge oft für Mächte und Reiche (vgl. 8,8; 14,1; Jes 2,2; Jer 51,25; Hes 35,3; Dan 2,35; Sach 4,7). Die sieben Köpfe aus Offb 17,9 sind ja auch "sieben Könige", die ebenfalls Reiche oder Mächte repräsentieren.
Man muss auch den Hintergrund von Dan 7 berücksichtigen. In Dan 7,4-7 haben die vier Tiere (Reiche) zusammen 7 Köpfe. Offb 13,1-2, wo das Tier mit den sieben Köpfen erstmals in der Offb erwähnt wird, basiert ebenfalls auf Dan 7,4-7. Die Tiere bedeuten Königreiche (Dan 7,17.23).
Die Zahl sieben ist dabei wohl auch nicht buchstäblich gemeint, sondern verdeutlicht die Vollzahl der feindlichen Macht, die dem Volk Gottes entgegensteht. Wie auch in 12,3 und 13,1-2 geht es um die Fülle der geballten Feindesmacht, die sich in den Weltregierungen des ganzen Zeitalters gegen die Gläubigen erhebt. Sie maßen sich göttliche Vorrecht an und verfolgen die Gläubigen, wenn diese sich nicht ihren widergöttlichen Forderungen unterwerfen.
Diese Sicht wird durch folgende Überlegungen gestützt:
1. So wie die Reiche mit insgesamt 7 Köpfen aus Dan 7,4-7 den Lauf der Geschichte von Babylon bis zum Weltende abdecken, so deckt auch das Tier aus Offb 17 wohl eine große Zeitspanne ab, womöglich die ganze Weltgeschichte, insbesondere da Johannes die Eigenschaften von Daniels 4 Reichen nicht auf vier verschiedene Tiere, sondern nur auf ein einziges Monsterwesen anwendet.
2. Im ganzen AT symbolisiert das Bild des Seetieres verschiedene boshafte Reiche, die mehrere Jahrhunderte überspannen.
3. Die Macht des Tieres bildet die direkte Antithese zur Macht des Lammes (17,14). Somit übt das Tier nicht nur irgendeine irdische Herrschaft zu einer bestimmten Zeit aus, sondern die langwährende Herrschaft "des Drachen, der alten Schlange" (vgl. 12,3.9 mit 13,1-3).
4. Johannes schreibt in seinen Briefen ebenfalls davon, dass der von Daniel angekündigte "Antichrist" nicht nur eine kurzzeite künftige Person ist, sondern schon damals und bis heute gegenwärtig in Form von Irrlehrern und Verführern (1Jo 2,18.22; 4,4; 2Jo 7; vgl. 2Thes 2,3-10).
Zu Johannes' Zeit war das Römische Reich natürlich die hauptsächliche Manifestation dieses Tieres. (alle Ausführungen in Anlehnung an Gregory Beale: The Book of Revelation)
Die röm.-kath. Kirche wird von Auslegern oft in Verbindung mit der Hure Babylon gebracht, die auf diesem siebenköpfigen Tier "sitzt". Das wäre noch ein anderes Thema. Die Hure Babylon ist sicher die Antithese zur Braut Jesu, der Gemeinde - also eine verführerische, machtvolle Gegenkirche. Viele der Beschreibungen Babylons aus Offb. 17 treffen auf die röm.-kath. Kirche zu. Ich denke, die röm.-kath. Kirche ist eine prominente Manifestation dieses Babylons, das sich aber nicht auf die Institution der röm. Kirche beschränkt, sondern auch in anderen christlich-vermischten Religionsgemeinschaften zu finden ist.
Grüße, Werner